Gesellschaft ist Ordnung. Doch jede Ordnung kennt auch das Ungeordnete die Anarchie: etwas
dass sich nicht bezeichnen lässt das Namenlose. Ein Name für dieses Namenlose musste erst
erfunden werden: Anonymität. Damit ist ein Grundstein gelegt von heftigen Auseinandersetzungen
Such- und Jagdstrategien Utopien die die modernen Gesellschaften seit ihren Anfängen
begleiten irritieren. Anonymitätsdiskurse entstehen in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche
technischer Revolutionen um neu entstehende Wirklichkeiten zu benennen zu kartografieren.
Aber die Beschreibung Identifikationen Einordnungen produzieren erst das was Anonymität
überhaupt ermöglicht: unmarkierte Zonen zugleich Zonen der Instabilität und der Ambivalenz.
Der erste Band der vorliegenden Untersuchung entwickelt einen theoretischen Rahmen indem er
gängige Namenstheorien auf den Kopf stellt und hin zu einer Theorie des Namenlosen
umformuliert. Dieser theoretische Horizont bildet den Hintergrund für die Frage in welchem
technisch-sozialen Zusammenhang Anonymität ausgestaltet wurde. Dies geschieht im Bereich der
Textproduktion und dem Versuch eine Ordnung von Texten Wissen und Fiktionen zu etablieren und
zu kontrollieren. In der Presse werden immer wieder heftige Debatten entfacht über Sinn und
Legitimität von Zeichnungsrecht und von Publikationen anonymer Stimmen. Analog erzeugt die
Erfindung der Sociétés Anonymes (Aktiengesellschaften) Kontrollkrisen angesichts anonym
zirkulierenden Kapitals. Erst allmählich erregt die Präsenz von unbekannten Menschen in den
Städten Aufmerksamkeit. Hier zeigt sich eine spezifische Konstellation erwachender
Anonymitätsdiskurse: Die Leute kennen sich sehr wohl allein die kontrollierende Beschreibung
der anarchisch anmutenden Gesellschaft und ihrer gefährlichen Klassen scheitert. Was zur
bürokratischen Überförderung führt freut die Literatur. Die Erfindung von Anonymität eröffnete
Zonen der Unentschiedenheit der Ambivalenz die bis heute fortdauern. Die vorliegende
Untersuchung liefert Mittel ihre Unhintergehbarkeit zu begreifen.