Gesellschaft ist Ordnung. Doch die Beschreibung Identifikation Kartografierung von Realitäten
produziert unmarkierte Zonen sie sind Bestandteil der Gesellschaft erzeugen aber Ambivalenzen
Unbestimmtheiten die sie nicht lösen. Mit der Erfindung von Anonymität - Gegenstand des ersten
Bandes dieser Untersuchung - entsteht gleichzeitig ein Raum für heftige Auseinandersetzungen
über die Legitimität und Konsequenzen von Anonymität. Sie bieten einen Einblick in Versuche
Gesellschaft symbolisch zu ordnen woraus neue Instabilitäten hervorgehen. Der zweite Band
thematisiert die gegenwärtige Konstellation: den Versuch Anonymität wissenschaftlich zu
fassen. Die Gesellschaftswissenschaften vor allem um die Chicagoer School entdecken die
soziale Funktionalität von Anonymität und etablieren den Begriff als eine Grundkategorie des
Sozialen. Dieser neue Blick erzeugt an der Bruchstelle zwischen Individuum und Gesellschaft
mit Mitteln wie der Dokumentarfotografie eine eigene Form soziologischer Ästhetik. Anonymität
erreicht die inneren Territorien das Selbst wird in der Phänomenologie zum generischen
Prinzip des Erkennens von Welt. Im Zuge der Verwissenschaftlichung erfährt Anonymität eine
Normalisierung. Gleichzeitig scheitern die Versuche das Prinzip der Anonymität überhaupt zu
fassen. Anonymität die sich bestimmen ließe bliebe keine wie Jaspers erkannte. In dieser
Konstellation gerät Anonymität zusehends zu einer Utopie der Vorstellung von Orten die der
gesellschaftlichen Ordnung nicht unterworfen sind - und sich damit auch der Erfassung und
Beschreibbarkeit entziehen. Dieses utopische Moment erhält mit dem Auftauchen digitaler Räume
neuen Stoff. Das Internet befeuert die Imagination einer anarchischen neuartigen Form von
Vergesellschaftung. Doch die Utopie der Anonymität gerät in der digitalen Welt zusehends zur
Grundlage einer neuen Mythologie. Die vorliegende theoretische und wissensgeschichtliche
Untersuchung bietet die Möglichkeit sich ihr zur stellen und sie zu befragen.