Die in diesem Buch entworfene Relativitätstheorie der sozialen Zeit stellt einerseits eine
Novität dar ist aber andererseits schon seit langem vorbereitet in zwei klassischen Positionen
der Sozialwissenschaften: dem Pragmatismus von G.H. Mead und der genetischen Erkenntnistheorie
von Jean Piaget.Sie liefern beide eine bislang wenig aufgenommene Interpretation der
Relativitätstheorie und machen dabei das Relativitätsprinzip als eine nicht nur der
physikalischen Welt zugehörige Dimension der Wirklichkeit geltend. Auf komplementäre Weise
erfassen beide darin die Zeit als das Resultat einer Wechselbeziehung zwischen Operation und
Ereignis. Relativität kann so allgemein verstanden werden als Reziprozität autonomer Prozesse
die sich auf nichtlineare Weise entwickeln.Das vorliegende Buch leistet zunächst eine
systematische Darstellung dieser beiden klassischen Ansätze in ihrem inneren Zusammenhang und
entfaltet sie dann weiter im Sinne eines neuartigen Begriffs der sozialen Zeit. Ausgangspunkt
dafür ist die strukturale Soziologie Ulrich Oevermanns. Dabei steigt die Modellentwicklung von
der Ebene der individuellen Bildungsprozesse zu denen der lebensweltlichen der
gesellschaftlichen und der geschichtlichen Bildungsprozesse auf. Am Ende schließt sich der
Kreis im Blick auf die Entdeckung der Zeit in der Natur.