Obwohl die Soziologie eine sehr heterogene wissenschaftliche Disziplin ist lässt sich von ihr
sagen dass sie im Kern einen aktivistischen Bias aufweist. Die Soziologie interessiert sich
für Akteure und Aktanten Handeln und Handlungen Praxis und Praktiken Interaktion und
Kommunikation für doing gender class race die Konstruktion sozialer Wirklichkeit etc. In den
Hintergrund rückt damit dass Gesellschaft auch erlebt erfahren erlitten wird. Auf diese
pathische Dimension des Sozialen richtet das Buch von Robert Gugutzer sein Augenmerk.Pathisch
ist das Soziale in der Hinsicht dass es leiblich-affektiv erfahren wird. Sozialität ist in
diesem Sinne ein Widerfahrnis das sich etwa im Überraschenden Unkontrollierbaren und
Unverfügbaren sozialer Wirklichkeit zeigt. Korrespondierend dazu sind die
Gesellschaftsmitglieder weniger Akteure als vielmehr Patheure denen es obliegt die
strukturell oder situativ bedingten leiblich-affektiven Widerfahrnisse kreativ zu meistern. Der
theoretische Hintergrund des Buchs ist die von Gugutzer entwickelte Neophänomenologische
Soziologie (NPS). Die NPS versteht sich als eine Alternative zur vorherrschenden
phänomenologischen Soziologie die an Husserl und Schütz orientiert ist. Die NPS integriert
stattdessen die Neue Phänomenologie von Hermann Schmitz in die Soziologie. Daher interessiert
sich die NPS nicht so sehr für Wissen Sprache Semantik oder die Lebenswelt sondern für die
soziale Relevanz von Leiblichkeit einschließlich leiblicher Kommunikation Gefühlen als
Atmosphären Subjektivität im Sinne subjektiver Tatsachen Halbdingen und Situationen.Das
vorliegende Buch versammelt 15 Beiträge zur Neophänomenologischen Soziologie und bietet damit
erstmals einen kompakten Einblick in dieses gleichermaßen originäre wie originelle
soziologische Theorieund Forschungsprogramm.