Moderne Gesellschaften sind durch einen zunehmenden Verantwortungsbedarf gekennzeichnet um
Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Gleichzeitig wachsen die Schwierigkeiten
Verantwortung zweifelsfrei zuzuschreiben und verantwortliche Instanzen zu benennen. Vor dem
Hintergrund der gesellschaftlichen Deresponsibilisierung ist es deshalb sinnvoller nicht nach
Verantwortlichkeiten sondern begründeten Formen der Nichtverantwortlichkeit zu suchen. Welche
Bedingungen müssen erfüllt sein um Personen Akteure oder Organisationen berechtigter Weise
von ihrer Verantwortung freizusprechen? Ludger Heidbrink entwickelt in seinem Buch Kriterien
zur genaueren Unterscheidung zwischen einer legitimen Unverantwortlichkeit und einer
illegitimen Verantwortungslosigkeit. Das Werk setzt sich mit der Herausforderung auseinander
dass die Schwierigkeit Verantwortung zuzuschreiben selbst eine Strategie sein kann sich ihr
nicht stellen zu müssen etwa dort wo Täterschaft oder Zuständigkeit geleugnet werden. Davon
abgegrenzt werden Fälle in denen es aufgrund fehlenden Wissens oder mangelnder
Handlungskontrolle tatsächlich nicht möglich ist Akteure zur Verantwortung zu ziehen. Eine
wichtige Rolle spielt dabei die Unterscheidung von Rechtfertigungen und Entschuldigungen da
unter bestimmten Voraussetzungen auch Entschuldigungen hinreichende Gründe für die Freisprache
von Verantwortung zur Verfügung stellen. An Beispielen wie dem Organisationsversagen
Netzwerken der Postdemokratie der Digitalisierung und der Kritik am Moral Responsibility
System werden die Grundzüge einer Theorie der Nichtverantwortlichkeit entwickelt die sich
vorrangig mit dem Scheitern verantwortlichen Handels befasst.