Die Erkrankung von Arbeitnehmern ist ein ernstzunehmendes Problem für Unternehmen und hat Jahr
für Jahr Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe zur Folge. Jedoch ist die Krankheit im
arbeitsrechtlichen Sinn nicht mit einer Arbeitsunfähigkeit gleichzusetzen. Vielmehr erlangt
eine Krankheit erst dann arbeitsrechtliche Relevanz sobald betriebliche Belange tangiert
werden. Die Arbeitsunfähigkeit wird nicht selten mit einer Verpflichtung zur Bettruhe
assoziiert. Oftmals führt eine Erkrankung nach dem allgemeinen Verständnis vom Kranksein zu
einem Verbot sämtlicher Aktivitäten außerhalb des privaten Lebensbereiches. Dieser
arrestähnliche Zustand begründet sich durch die Furcht vor einer restriktiven Einflussnahme des
Arbeitgebers mit Hilfe von arbeitsrechtlichen Maßnahmen im Falle einer Zuwiderhandlung gegen
diesen vermeintlich existierenden Verhaltenskodex. Die hierdurch auftretende Unsicherheit im
Umgang mit einer attestierten Arbeitsunfähigkeit lässt einen rechtlich legitimierten
Verhaltensspielraum konturlos erscheinen und wirkt sich sehr häufig negativ auf die private
Lebensführung aus. Dieses Buch stellt die unbestimmten Rechtsbegriffe krank und arbeitsunfähig
näher dar und erörtert ihre Implikationen für das Arbeitsverhältnis. Dies sich hieraus
ergebenden Rechte und Pflichten werden auch aus der Sicht des Arbeitgebers betrachtet da
dessen Position den Handlungsspielraum seines abhängig Beschäftigten maßgeblich beeinflussen
kann. Die deskriptive Darstellung der vertragsinhärenten Ver- und Gebote bildet gleichsam auch
den Kern dieser Erörterung und zeigt Möglichkeiten sowie Grenzen auf innerhalb derer sich ein
Arbeitnehmer bewegen kann ohne arbeitsrechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen. Mit Hilfe
von drei ausgewählten Urteilen wird abschließend erläutert wie die vorhergehenden Erwägungen
durch die Arbeitsgerichte in eine Urteilsfindung einfließen.