Kriminalität Dissozialität und Rauschmittelkonsum sind in vielfältiger Weise assoziiert:
Dissoziale Störungen disponieren zum Drogengebrauch Suchtprobleme erschweren die Bewältigung
des Alltags Rauschzustände fördern impulsives Ausagieren. So verwundert es nicht dass der
Anteil der substanzabhängigen Menschen im Strafvollzug um ein Vielfaches höher ist als in der
Bevölkerung. Man bemüht sich um Schadensbegrenzung und macht Angebote - von Beratungsgruppen
bis zur Gabe von Ersatzdrogen - ohne der Problematik im Rahmen des Vollzugs wirklich Herr
werden zu können.Eine strafrechtliche Bestimmung hat im Laufe der Jahre immer mehr an Bedeutung
gewonnen: die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Dabei war es bisher schwierig den
Ertrag dieser sozialtherapeutischen Maßnahme - gegenüber der bloßen Verbüßung von Strafhaft -
verlässlich einzuschätzen. Die Essener Evaluationsstudie hatte genau dieses Ziel: den
Bewährungserfolg von Maßregelpatienten mit dem einer sorgfältig gematchten Gruppe von
Gefangenen mit Suchtproblemen zu vergleichen. Die Ergebnisse sind signifikant und im Hinblick
auf die Entwicklung der Vollzugspraxis bedeutsam.Die Betroffenen unterscheiden sich erheblich
hinsichtlich ihres Unterstützungsbedarfs und der therapeutischen Ansprechbarkeit. Therapie- und
Änderungsmotivation sind notwendig immer ambivalent Verführungen zum Konsum lauern an jeder
Ecke. Die Vielfalt neuer synthetischer schwer nachweisbarer Drogen bereitet den Anstalten
große Probleme. Dabei ist es heutzutage unstrittig dass für den Ertrag sozialtherapeutischer
Bemühungen - im Strafvollzug wie in anderen Praxisfeldern - Überleitungsmanagement und
ambulante Nachsorge wesentlich sind. Therapie hinter hohen Mauern ohne die schrittweise
Vorbereitung auf das Leben in Freiheit und ohne konkrete Hilfestellungen bei der sozialen
Integration ist nicht zweckmäßig.