Straf- und Strafvollzugsgesetz sehen in mehreren Paragraphen die kriminaltherapeutische
Behandlung der Verurteilten vor. Für Strafgefangene mit bestimmten deliktischen Hintergründen
und Sicherungsverwahrte soll die Zeit in der Vollzugsanstalt genutzt werden die Legalprognose
zu verbessern. Bei unvermindert Schuldfähigen gerät dieses Unternehmen in ein eigentümliches
Spannungsfeld: Während das erkennende Gericht den Tätern die volle Verantwortlichkeit aufgrund
freier Willensbestimmung zuerkannt hat weisen die kriminaltherapeutischen Paradigmata ihnen
die Rolle psychotherapeutischer Patienten zu die lernen müssen ihre verhaltensteuernden
Denkschemata emotionalen Reaktionen und Handlungsmuster zu modifizieren weil sie andernfalls
Gefahr laufen erneut von diesen kontrolliert zu werden. Die Widersprüche in den
Rollenzuweisungen von strafrechtlicher und therapeutischer Seite prägen die
kriminaltherapeutische Praxis. Die Frage Kann er nicht oder will er nicht? zieht sich nach Art
eines Leitmotivs durch den Berufsalltag der Behandler.Das vorliegende Buch holt weit aus um
die begrifflichen und kommunikationspragmatischen Widersprüche herauszuarbeiten und einer
Klärung zuzuführen. Auf der Basis einer umfangreichen Sichtung der wissenschaftlichen
Erkenntnislage wird der Frage nachgegangen Was will macht und kann Kriminaltherapie? Dabei
wird nicht nur die faktisch-empirische Ebene berücksichtigt sondern auch ausführlich der
strafrechtlich-philosophische und kommunikationstheoretische Rahmen diskutiert. Die
Ausführungen wollen sensibilisieren für die Gefahr dass kriminaltherapeutische Bemühungen in
leerlaufende Behandlungsrituale ausarten. Aus der langjährigen Praxiserfahrung des Autors
werden Empfehlungen für ein widerspruchsfreies und erfolgversprechendes Präventionskonzept
abgeleitet. Zwei Analyseinstrumente sind für den philosophischen Teil des Buches zentral: der
Begriff des Freien Willens und des Sprachspiels im Sinne Wittgensteins.Das Buch wendet sich an
Strafrechtler forensische Psychiater und Psychologen aber auch sonstige Berufsgruppen die in
kriminal- bzw. sozialtherapeutischen Settings arbeiten. Der Autor war mehrere Jahrzehnte als
Psychologe im sozialtherapeutischen Justizvollzug tätig und - als Mann der Praxis - bemüht die
vorliegenden Erörterungen möglichst allgemeinverständlich in Worte zu fassen.