Bruno Lüdke wurde - fälschlich - als der 'größte Massenmörder in der Kriminalgeschichte'
bezeichnet. Der im Nationalsozialismus geheim gehaltene Fall bot seit den 1950er Jahren Stoff
für Enthüllungsgeschichten und filmische Fiktionen. Die Akteure beriefen sich auf die Wahrheit
der Archivakten: medizinische Gutachten Protokolle der Polizei Fotografien Körperabformungen
und Lüdkes Sterbeurkunde. Dieses Buch entwirft zu den wissenschaftlichen und populären
Imaginationen vom Bösen eine Medien- und Wissensgeschichte vom 19. Jahrhundert bis in unsere
Gegenwart. Analysiert werden stereotype und rassistische Menschenbilder Visualisierungen des
Verbrechers als Typus Wahrheits- und Trophäenproduktionen und die vergangenheitspolitischen
Dimensionen von Medienpraxis. Fabrikation eines Verbrechers demonstriert wissenschaftliches
Denken dicht am Material theoretisch und methodisch transparent - für eine zeitgemäße
historische politische und ästhetische Bildung.