Anders als in zahlreichen bisher erschienenen Publikationen über die sog. Mühl-Kommune die
sich in unterschiedlichen Formen vom autobiographischen Bericht über kunsthistorische wie
soziologisch - psychologische Betrachtungen bis zum Roman mit der Geschichte der Kommune im
Ganzen beschäftigen soll in der vorliegenden Arbeit zum ersten Mal der für die Kommune
zentrale Aspekt der Kunst in all seinen Facetten und Widersprüchen in Theorie und Praxis
detailliert veranschaulicht werden. Auch die Perspektive ist eine andere als die übliche: Als
Künstler und langjähriger Kommunarde berichtet der Autor aus erster Hand und stellt die
Entwicklung der Kommune unter dem künstlerischen Aspekt sehr konkret dar. Zudem steht nicht
wie in der bisherigen Literatur ausschließlich die Person des Otto Mühl im Mittelpunkt
während die Kommunenmitglieder als schweigende formbare Masse dargestellt werden. In der
vorliegenden Schrift bekommen einzelne Kommunarden exemplarisch und stellvertretend in
künstlerischer Hinsicht ein Gesicht und eine Existenz indem ihr Werdegang in den letzten
Kommunenjahren präzise geschildert wird. Damit wird klar herausgearbeitet: Nicht nur Mühl und
seine engsten Vertrauten haben die Geschicke des Kollektiv-Experiments gelenkt sondern auch
einzelne Mitglieder nahmen Einfluss z.B. indem sie Widerstand leisteten als Mühls
autoritär-autokratischer Führungsstil immer mehr an Fahrt gewann. Dem künstlerischen Widerstand
kommt in den letzten Jahren der Kommune eine besondere Bedeutung zu handelte es sich bei der
Kunst doch gerade um das Haupt-Einflussgebiet des Otto Mühl für das er sich von Beginn an ein
Deutungs- und Lenkungsmonopol eingeschrieben hatte und auf das er seine Autorität maßgeblich
stützte.