Zwei grundlegende Einsichten lassen sich aus den Ausführungen Baaders in der 19. Vorlesung
ableiten: Es gibt eine okkulte Offenbarungstradition und das was Gegenstand der
Offenbarungsgeschichte ist ist nicht die Offenbarung selbst. Denn Offenbarungsgeschichte
bezeichnet das Gesetz unter welchem sich der menschheitsgeschichtliche Zerfall der Offenbarung
vollzieht. Sie steht somit im Zeichen einer Urverdrängung des Wesens des Unbewussten. Und sie
bleibt ihrem Verdrängungs-Schicksal verfallen solange das okkulte Wesen des Unbewussten selbst
unerkannt und ungedacht bleibt. Dass die Beiträge der modernen Tiefenpsychologie zur
Erforschung des Unbewussten nicht hinreichen um die Verdrängung der Offenbarung selbst zu
brechen leuchtet ein. Vielmehr trägt die Begriffswelt der Psychoanalyse selbst nicht
unerheblich zur phylogenetischen Verdrängung der wahren Ursprünge von Religion bei. Die
menschheitsgeschichtliche Urverdrängung des Unbewussten aufgrund eines Willens zur
Gegenoffenbarung legt der Autor dar anhand der kabbalistischen Deutung des biblischen Narrativs
vom Sterben der Könige von Edom (Gen. 36 29 ff.) welche die Abhandlung Idra Rabba des Sohar
überliefert. In dem Untergang der edomitischen Urwelten die als untergehende zugleich die
Hierarchienkette einer Tradition von Gegenoffenbarung bilden findet das okkulte Schicksal der
Menschheitsgeschichte seinen tiefsten symbolischen Ausdruck.