Der vorliegende Text ist keine Archivgeschichte des Zentralen Staatsarchivs der DDR sondern
eine Schilderung des Wirkens von Inoffiziellen Mitarbeitern in dieser wichtigen zentralen
Einrichtung der SED-Diktatur. Dennoch ist es notwendig Strukturveränderungen im Archiv zu
schildern soweit sie sich auf die Dienstverhältnisse seiner leitenden Mitarbeiter beziehen.
Dienstlich bedingte mithin offizielle Kontakte von Mitarbeitern des Archivs - wie den
Direktoren oder den für die Mitarbeiter zuständigen Kaderleitern den Sicherheitsbeauftragten
und den SED-Parteisekretären - werden nicht explizit thematisiert. Sie spielen nur eine Rolle
wenn sie im Zusammenhang mit der inoffiziellen Tätigkeit des MfS im Archiv wichtig waren. Das
gilt für die Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Treffen von MfS-Offizieren mit
Inoffiziellen Mitarbeitern für die Weitergabe von Personalangaben an die Geheimpolizei oder
die Bearbeitung von Anfragen bzw. Sicherheitshinweisen der Staatssicherheit. Die Schilderung
der vielfältigen Zusammenhänge und der geheimpolizeilichen Unterwanderung des zentralen
staatlichen Archivs der DDR wird durch die gezielten Aktenvernichtungen in den Registraturen
des MfS dem heutigen Archiv der Behörde des BStU während der Friedlichen Revolution
erschwert. Trotzdem lassen die erhaltenen Archivalien eine Beschreibung der Rolle des MfS bei
der Bespitzelung dieser wichtigen Einrichtung zu. Das wird auch ermöglicht weil sich Lücken in
der Quellenlage durch Mehrfachüberlieferungen teilweise kompensieren lassen.