Sich dem zunächst vor allem festgefügt scheinenden Begriff der Religiosität unter dem
Gesichtspunkt innewohnender Veränderungen und Wandlungen zu nähern heißt ein faktisch
unübersehbar großes Forschungsfeld betreten. Denn Religiosität ist ein Begleiter der Menschheit
seit der Antike bis in unsere Gegenwart freilich in sich dabei vielfältig äußernden Formen
Ausprägungen und Intensitäten.Um das interdisziplinäre Gespräch angesichts dieser Themenbreite
nicht in Beliebigkeit ausufern zu lassen hatten die Veranstalter einer hier im Druck
präsentierten Tagung an der Breslauer Universität der Diskussion mit zeitlichen und
disziplinären Pflöcken gewinnbringende Vorgaben vorangestellt: Im Zentrum standen Entwicklungen
des 18. und 19. Jahrhunderts in Europa der Blick richtete sich namentlich auf die Bereiche
Philosophie Literatur und Kunst.Tatsächlich erreichen die Vorträge eine beträchtliche Tiefe
und führen eindrucksvoll vor Augen wie mannigfaltig sich die Veränderungen in der Religiosität
in den verschiedenen geistigen Sphären bis hin zum Alltag der Menschen vollzogen. Insbesondere
die Aufklärung und der schließliche Durchbruch zu einem wissenschaftsbasierten Weltbild mit dem
triumphalen Einzug der Rationalität in das gesellschaftliche Leben bedeuteten eine enorme
Herausforderung für die bis dahin dominierende Religiosität die insbesondere die Institution
Kirche zu bewältigen hatte. Dass diese Entwicklung nicht einfach in einen Bedeutungsverlust der
Religiosität mündete sondern sich jene ebenso transformierte ist ein spannender Prozeß zu
dem die hier vorliegenden Fallstudien ein reiches empirisches Material unterbreiten.