Kleidung ist für symbolische Darstellung von Vorstellungen und zugeschriebenen Eigenschaften
der sozialen Kategorien Männlichkeit und Weiblichkeit von zentraler Bedeutung. Dies
veranschaulicht sich im westlichen Kulturkreis in besonderem Maße an der Hose. Als Symbol für
Männlichkeit und gesellschaftliche Vormachtstellung war das Tragen von Hosen über Jahrhunderte
ausschließlich Männern vorbehalten. Entsprechend konfliktträchtig und einschneidend gestaltete
sich der Eingang der Hose in die europäische Damenmode seit Mitte der 1950er Jahre. Mit der
Etablierung der Frauenhose wurde die vestimentäre Geschlechterdistinktion beider deutscher
Nachkriegsgesellschaften fundamental in Frage gestellt. Im Zuge dessen wandelten sich auch die
mit der Hose verknüpften Sinn- und Vorstellungsgehalte tiefgreifend: Sie avancierte vom
männlichen Privileg zum Ausdruck moderner Weiblichkeit.