Der Band präsentiert Beiträge der interdisziplinären Tagung BodenKulturen und zeigt das
Potenzial multiperspektivischer Vorgehensweisen auf. Der Titel signalisiert den
Perspektivenwechsel von einer eher natur- und technikwissenschaftlichen oder
wirtschaftshistorischen Fokussierung hin zu einer Analyse von Wechselwirkungen und
Verflechtungen von Boden und Kulturen. Die Beiträge greifen konzeptionelle Überlegungen quer
durch verschiedene Forschungsbereiche Disziplinen und Debatten auf und spannen einen
thematisch weiten Bogen: Im Fokus stehen Wissenssysteme - von der Generierung und dem Transfer
agrarischen Wissens am Dresdner Fürstenhof im 16. Jahrhundert bis zu kollaborativen Projekten
und Wissenstransfer beim Getreideanbau in Mali. Weiterhin wird die Verschränkung von Forschung
und totalitären Systemen untersucht hier am Beispiel der Agrarsoziologie und ihrer
Partizipation an der nationalsozialistischen Siedlungspolitik sowie den Forschungsleistungen
einer Pionierin des ökologischen Landbaus die zeitweise die Versuchsanstalt im KZ Dachau
leitete. Ein veränderter Umgang mit Boden in Umbruchsituationen wird anhand der Etablierung der
biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Sachsen bis 1945 deutlich sowie an den ökologischen
sozioökonomischen und gesellschaftlichen Folgen von Bodenreform und Kollektivierung in
Ostdeutschland.