Werner Berthold (15. September 1923 - 8. April 2017) von 1973 bis 1989 Inhaber des - bislang
einzigen deutschen - Lehrstuhls für Geschichte der Geschichtswissenschaft an der
Karl-Marx-Universität Leipzig gehörte zu den namhaftesten Intellektuellen in der DDR. Dass das
von ihm vertretene Fach sich innerhalb der historischen Wissenschaften zu einer selbständigen
Disziplin entwickelte und in der Ausbildung von zwei Generationen von Historikern und
Geschichtslehrern gänzlich neue Perspektive zu gewinnen vermochte war wesentlich seinen
Initiativen zu verdanken. Auch international ist der Durchbruch des Faches
Historiographiegeschichte - markant hier die Konstituierung einer internationalen Kommission
für Geschichte der Geschichtswissenschaft beim Welthistorikerverband CISH im Jahr 1980 - eng
mit seinem Namen verbunden.Dabei war Werner Berthold eine akademische Karriere keineswegs
vorgezeichnet. Vielmehr gehörte der Leipziger Arbeitersohn jener Generation an die nach einer
Kindheit in der Weimarer Republik die wichtigsten Jahre der Jugend und des frühen
Erwachsenendaseins in der Zeit des Nationalsozialismus absolvierten und als Soldaten mit den
Kriegsgeschehnissen direkt konfrontiert waren. Dieses Erleben erforderte nach Ende des Zweiten
Weltkrieges neben einer gründlichen Selbstprüfung in den meisten Fällen ihre fundierte
Entscheidung über den weiteren Lebensweg wobei Werner Berthold sich hier für eine umfassende
wissenschaftliche Aus- und Weiterbildung entschied die schließlich in eine Laufbahn als
gediegener Wissenschaftler und beliebter Hochschullehrer mündete.Nach seiner Emeritierung war
es ihm ein zentrales Anliegen die eigene Biographie aufrichtig und umfassend zu rekapitulieren
und zu reflektieren - ihn leitete der unbedingte Glaube an die Möglichkeit mit wahrhaftigen
Erinnerungen Nachgeborenen eine hoch zu schätzende intellektuelle Wegzehrung an die Hand zu
geben. Aus seiner Feder entstand so eine individuelle Rückschau auf ein Leben im bewegten 20.
Jahrhundert die Zeugnis ablegt von der souveränen Bewährung selbst in heftigsten Turbulenzen
wobei die Leipziger Universitäts- und Stadt-sowie die Wissenschaftsgeschichte in besonderem
Maße von diesem Rückblick profitieren werden.