Die historische Teildisziplin der Osteuropäischen Geschichte wie sie im deutschsprachigen Raum
um 1900 aufgrund politischer Impulse universitär etabliert wurde hat seit dem Epochenjahr 1989
dramatische Veränderungen erfahren: Zum einen durch einen primär politisch bedingten
Bedeutungsverlust mit einhergehenden finanziell-organisatorischen Einschnitten zum anderen
durch ihre gesteigerte Anschlussfähigkeit an aktuelle Forschungstrends der - hierzulande nicht
ganz präzise weil im Kern primär germanozentrisch ausgerichtet - Wissenschaftsdisziplin
allgemeine Geschichte samt deren institutioneller Forschungslandschaft.Auffällig ist daneben
dass neue und wiederum allgemeine Schwerpunktthemen wie Migration Globalisierung und
Transregionalisierung die Forschungsagenda von Osteuropahistorikerinnen und -historikern - zum
Teil schon seit längerem - bestimmen jedoch häufig unter anderen Bezeichnungen wie etwa
Gewaltmigration das Verhältnis der vormaligen Zweiten Welt zum globalen Süden (früher Dritte
Welt) oder der Prägekraft von aus Europas Osten stammenden Communities in Westeuropa Nord- und
Südamerika sowie in Ozeanien.Zugleich ist ein erhöhtes Interesse der sozialwissenschaftlichen
Europa- Europäizitäts- und Europäisierungsforschung an dem im Teilfach der Osteuropäischen
Geschichte entwickelten Konzept von Geschichtsregionen festzustellen. Das gilt überdies für den
sowohl kulturhistorischen wie politikwissenschaftlichen neuen Fokus auf europäische
Erinnerungskulturen die nur partiell durch nationalstaatliche transnationale und
EU-Geschichtspolitik geprägt sind was nicht selten mit zivilgesellschaftlichen kirchlichen
parteipolitischen gewerkschaftlichen und anderen Erinnerungstopoi kollidiert und nicht zuletzt
dem Veto familiärer und individueller Erinnerung ausgesetzt ist.In diese Forschungen und die
mit ihnen verbundenen Fragestellungen führen die hier versammelten Aufsätze eines profilierten
Kenners der Geschichte Osteuropas auf breiterBasis ein.