Anfang 1945 kehrte der deutsche Angriffskrieg gegen die Sowjetunion an seinen Ausgangspunkt
zurück. Mit den gen Westen vorrückenden sowjetischen Truppen kamen auch Angehörige der
Sicherheitsorgane und der Militärjustiz nach Deutschland. Als Organe der Besatzungsmacht
gewährleisteten sie die Sicherheit der Besatzungstruppen ermittelten sie wegen
nationalsozialistischer Verbrechen und bekämpften sie die Opposition gegen die Transformation
der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) in eine kommunistische Diktatur sowjetischen
Typs.Trotz langjähriger Forschung sind wichtige Fragen hinsichtlich der Praxis des sowjetischen
Sicherheitsapparates in der SBZ DDR und ihrer historischen Einordnung bis heute - vor allem
aufgrund des beschränkten Zugangs zu sowjetischen Quellen - unbeantwortet geblieben. Welche
konkreten Tatvorwürfe verbargen sich hinter den einzelnen Verurteilungen wegen Kriegsverbrechen
Spionage Sabotage oder antisowjetischer Propaganda? In welchem zahlenmäßigen Verhältnis
standen die Ermittlungen bei diesen Deliktgruppen zueinander? Wie arbeiteten die sowjetische
Staatssicherheit und der entstehende ostdeutsche Sicherheitsapparat zusammen? Welche Bedeutung
kam den sowjetischen Ermittlungen gegen Beteiligte an nationalsozialistischem Unrecht für
dessen spätere Aufarbeitung in beiden deutschen Staaten zu?Der Sammelband der Aufsätze von
Heimatforschern Gedenkstättenmitarbeitern und Archivaren vereint leistet auf breiter
Quellenbasis einen Beitrag zur Beantwortung dieser und anderer Fragen und möchte weitere
vertiefende lokalgeschichtliche Studien anregen.