Für Feministinnen des 20. Jahrhunderts war Selfcare ein Schlachtruf für körperliche Autonomie
und politische Macht: »Meine Selbstfürsorge ist keine Selbstgefälligkeit sondern
Selbsterhaltung und das ist ein Akt politischer Kriegsführung« sagte Audre Lorde. Für heutige
Lifestyle-Marken und Influencerinnen geht es hingegen darum unter dem Selfcare-Label Yogakurse
Achtsamkeits-Apps ausgefallene Ernährungs- und Körperprodukte und natürlich das dazugehörige
Mindset zu einem hohen Preis zu verkaufen. Mittlerweile hat Selfcare als äußerst lukratives
Geschäftsmodell nahezu jeden Bereich des Lebens infiltriert: Ernährung Freizeit Kultur. Sorge
für dich selbst - weil du es dir wert bist (und gib dabei am besten möglichst viel Geld
aus).»Dekolonisiert Selfcare« liefert eine soziologische Analyse und eine scharfe Kritik an den
kapitalistischen rassistischen Untertönen eines Konzepts das sich von Schwarzer
feministischer Überlebenstaktik in ein Businessmodell des weißen neoliberalen Feminismus
gewandelt hat. Die Dekolonisierung der Selbstfürsorge so die Autorinnen erfordert eine
umfassende Auseinandersetzung mit dem ausschließenden aneignenden Charakter des
Selfcare-Markts. Doch Aufklärung ist nur der erste Schritt in diesem Prozess. Wir müssen uns zu
neuen Modellen von Selbst- und kollektiver Fürsorge bekennen die Gesundheit Vergnügen und
Gemeinschaft ermöglichen - für alle.