Eine Zugfahrt von Wien nach Brünn etwa 1883. Gregor Mendel Abt des Augustinerklosters Brünn
sitzt allein im Waggon erster Klasse. In Wien hatte er einen letzten vergeblichen Versuch
unternommen im Streit um die Besteuerung des Klosters zu einer Einigung mit der Verwaltung zu
kommen. Mendel ist alt und wegen einer Nierenkrankheit dick und unbeweglich. Der endgültige
Misserfolg lässt ihn in einer Mischung aus Demut und Auflehnung Rechenschaft über sein Leben
ablegen. Als Bauernsohn zwar nicht brillant aber beharrlich und sorgfältig war er aufs
Gymnasium gekommen und konnte später als Erster der Familie studieren. Ständig mittellos
findet er schließlich im Brünner Augustinerstift einen sicheren Hafen. Dort bekommt Mendel die
Gelegenheit und die nötige Ausstattung für seine Forschungen: Viele Jahre lang züchtet er
Erbsen im Klostergarten und führt Kreuzungsversuche durch. Doch seine Ergebnisse zur
Merkmalsvererbung werden nahezu ignoriert. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod werden sie wieder
aufgegriffen ausgerechnet im Zusammenhang mit Vorstellungen von »Rassenhygiene« und Eugenik.
Am Ende seines Rückblicks steht für Mendel die Gewissheit mit allem wesentlichen Bemühen
gescheitert zu sein. Doch dann nimmt die Erzählung eine Wendung ins Wundersame ... Über das
Drama dieses Lebens hat Franz-Maria Sonner eine bemerkenswerte Novelle geschrieben.