Die europäische Staatsschuldenkrise Anfang der 2010er-Jahre hat ein Schlaglicht auf die
öffentliche Rechnungslegung und Berichterstattung der EU-Mitgliedsstaaten und ihre Defizite
aufgrund hoher Heterogenität und mangelnde Vergleichbarkeit geworfen. Während erste
Reformtendenzen bereits Anfang der 2000er-Jahre in einigen europäischen Staaten erkennbar
wurden hat erst eine Modernisierungsinitiative der Europäischen Kommission eine
staatenübergreifende Neuordnung und Harmonisierung der öffentlichen Rechnungslegung per
EU-Richtlinie der Thematik flächendeckend neuen Schwung gegeben. Die Frage nach eventuell
heranzuziehenden bestehenden Rechnungslegungsstandards wurde durch die Europäische Kommission
mit der Beurteilung der IPSAS (basierend auf den IFRS für Unternehmen) als ungeeignet im Jahr
2013 de facto entschieden. Dennoch ist die Beurteilung der konzeptionell-theoretischen Eignung
der IPSAS von hoher Relevanz da sie den Diskurs zur Entwicklung einer einheitlichen
europäischen Rechnungslegung maßgeblich beeinflussen dürften. Dies zeigt sich einerseits in der
geäußerten Motivation der Europäischen Kommission das europäische Projekt möglichst eng an die
IPSAS-Konzeption anzulehnen während andererseits Teile von Wissenschaft und Praxis die IPSAS
als ungeeignet für die Zwecke und Ziele der öffentlichen Rechnungslegung befinden und als
Grundlage einer Neuentwicklung ablehnen. Dieses Buch erläutert die IPSAS-Strukturen und
-Prozesse führt eine kritische Diskussion die substanzielle Standpunkte des Für und Wider
einfließen lässt und gibt abschließend eine Einschätzung über die erfolgte Ablehnung der IPSAS
und ihre zukünftige Eignung als Grundlage für eine harmonisierte Rechnungslegung in der
Europäischen Union ab.