Das Presshärten ultra-hochfester Stahllegierung ist ein etabliertes Verfahren zur Fertigung
sicherheitsrelevanter Karosseriekomponenten. Weiteres Leichtbaupotential bieten Bauteile mit
maßgeschneiderten Eigenschaften. Im Fokus bisheriger Untersuchungen standen vor allem
Prozessvarianten um die Duktilität örtlich zu verbessern. Dem gegenüber gibt es bisher keine
etablierte Verfahrensvariante um bei gleichbleibendem Bauteilgewicht einen gegenteiligen
Effekt also eine lokale Festigkeitssteigerung zu erzielen. Vielversprechend ist in diesem
Zusammenhang der Prozess der Aufkohlung. Aufgrund des fehlenden Prozesswissens war die
übergeordnete Zielsetzung der vorliegenden Dissertation die Erarbeitung eines grundlegenden
Prozessverständnisses zur Gradierung der mechanischen Eigenschaften durch eine örtlich
begrenzte Aufkohlung. Zu diesem Zweck wurden zunächst prozessseitige und halbzeugseitige
Einflussfaktoren bei der Aufkohlung analysiert. Durch eine ganzheitliche Charakterisierung
wurde unter anderem ein grundlegendes Prozesswissen erarbeitet. Darauf aufbauend wurde die
Ausdehnung der entstehenden Übergangszone gradierter Bauteile und der Einfluss einer Gradierung
auf die mechanischen Eigenschaften untersucht. Die abgeleiteten Erkenntnisse wurden anhand
eines Musterbauteils verifiziert. Neben einer Übertragung der Prozessführung auf eine andere
Legierung erfolgte zudem eine Bewertung des Potentials aufgekohlter Halbzeuge für den
Presshärteprozess.