Die Automobilindustrie steht vor einer Vielzahl an neuen Herausforderungen die einen erhöhten
und beschleunigten Transformationsdruck erzeugen. Ein vielversprechender Ansatz um auch mit
der 6000er-Legierungsgruppe die Ressourceneffizienz durch Leichtbau im Fahrzeugrohbau zu
betreiben ist die Untersuchung von Legierungskonzepten an den Grenzen oder außerhalb der
Lieferspezifikation von konventionell im Rohbau eingesetzten Aluminiumblechwerkstoffen. Da
sowohl die mikrostrukturelle Phasenentwicklung als auch die mechanischen Werkstoffkennwerte
stark von der jeweiligen Gefügezusammensetzung des Werkstoffes und den Verarbeitungsprozessen
abhängen besteht die zentrale Zielsetzung der Arbeit darin ein umfassendes Verständnis über
das umform- und werkstofftechnische Verhalten von Al-Mg-Si-Cu-Legierungen in diversen
Prozessstrategien zu generieren und daraus die Prozessgrenzen für den Einsatz in der
Fahrzeugkarosserie zu identifizieren. In diesem Kontext bildet ein grundlegendes Verständnis
über den Einfluss und die Beeinflussbarkeit der mechanischen Eigenschaften in Abhängigkeit von
Temperatur Zeit und plastischer Dehnung in der konventionellen Prozessroute in einer
wirtschaftlich integrierbaren Bauteilaushärtung und einem eigenschaftsorientierten
teilausgehärteten T61-Zustand die Grundlage für die Definition der Prozessfenster. Ergänzt
durch mikrostrukturelle Untersuchungen über die Rasterelektronenmikroskopie
Transmissionselektronenmikroskopie und dynamische Differenzkalorimetrie war die Detektion von
festigkeitssteigernden und korrosionssensiblen Phasen sowie deren Evolution möglich.
Abschließend werden die Erkenntnisse unter Serienbedingungen validiert und am Beispiel der
B-Säule verifiziert um das Potential für eine industrielle Umsetzung abzuschätzen. Die
allgemeingültige Handlungsempfehlung zur effizienten Charakterisierung und Herleitung von
Grenzwerten für eine Verwendung in crashrelevante Rohbaukomponenten sind grundsätzlich auf
andere Werkstoffkonzepte übertragbar.