Sowohl Wälder Haine als auch einzelne Bäume genossen bei allen germanischen Stämmen heilige
Verehrung. Ursprünglich mögen beide vor allem die Wälder als Wohnsitze der Seelen aufgefaßt
worden sein. Neben dem Waldkult hatten die Germanen auch einen tiefgewurzelten Baumkult. Von
Agathias an der im 6. Jhd. den Baumkult bei den Alemannen und Gregor von Tours der ihn bei
den Franken bezeugt haben sich zahlreiche Zeugnisse über den Baumkult vor allem in den
Verboten altheidnischer Sitte der Geistlichen und weltlicher Fürsten erhalten. Seine Verbindung
mit Mutter Erde läßt den Baum besonders in der Heilkunde des Volksglauben hervortreten. Wie
durch ihn und aus ihm vielfach Krankheiten kommen sollen so nimmt er diese auch ab. So werden
Kranke durch hohle Bäume gezogen der Baum wird gebeten die Krankheit zu entfernen
Gegenstände die der Kranke getragen werden im Baume 'verpflöckt' damit so die Krankheit in
den Baum gehe. Noch mehr tritt der Baum im Zauberkult als Spender frischen Lebens und der
Fruchtbarkeit hervor. Nach Erwachen der Natur im Frühling wird er unter allen möglichen
rituellen Gebräuchen aus dem Wald in die menschliche Wohnung gebracht im Dorf als Maibaum auf
dem Anger aufgepflanzt vom Liebhaber dem jungen Mädchen vor ihrem Gemach oder vor dem Stall
der Tiere aufgestellt damit die Fruchtbarkeit des jungen Baumes auf die Geschöpfe übergehe.
Der vorliegende Band beschreibt den Wald- und Baumkult in Beziehung zur Volksmedizin
Oberbayerns. Nachdruck der historischen Originalauflage von 1892.