Das geschlossene Ensemble des Judenhofs mit der Ruine der alten Synagoge (seit 1104 ältester
jüdischer Kultbau des Mittelalters in Europa) und der mit romanischen Ornamenten verzierten
Mikwe (seit 1126 ältestes jüdisches Ritualbad Mitteleuropas) bildete für fast 400 Jahre das
religiöse kulturelle rechtliche und administrative Zentrum der jüdischen Bevölkerung in
Speyer.Von Anfang an bestanden unter den Gelehrten und Führungsgruppen der drei Gemeinden
Warmaisa Magenza und Schpira enge persönliche und familiäre Beziehungen und ein reger
Austausch. Dies führte um 1200 zur Bildung eines Gemeindebundes der gleichlautende
Rechtssatzungen für alle drei Gemeinden schuf die für das gesamte aschkenasische Judentum
Europas gültig waren.Wegen dieser herausragenden religiös-kulturellen Traditionen und der
außergewöhnlichen Bedeutung der materiellen Überreste streben das Land Rheinland-Pfalz die
jüdischen Gemeinden und die Städte Worms Mainz und Speyer die Anerkennung als
UNESCO-Welterbestätte im Jahr 2021 an.Das neue Quellenlesebuch als fünfter Band der Reihe
Beiträge zur Geschichte der Juden in Rheinland- Pfalz umfasst einen Zeitraum von fast 1000
Jahren jüdischen Lebens in Speyer. Die Bild- und Schriftzeugnisse reichen von 1084 bis zur
Einweihung der neuen Synagoge Beit-Schalom im Jahr 2011. Die Quellen berichten von der
kulturellen Blüte des Judentums und gelungener Integration und Akkulturation ebenso wie von den
Erfahrungen von Leid Verfolgung und Vernichtung.