Es ist unausweichlich. Die Welt des Überflusses wird kleiner. Moderne Gesellschaften schwenken
in den Krisenmodus. Zu wenig Erdgas zu wenig Erdöl zu wenige neue Autos zu wenig
Stromkapazitäten im Winter. Die Folge: Alle möglichen Bremsen und Fallschirme sollen die
explodierenden Preise und knapper werdenden Ressourcen regulieren. In der Tat vieles wird
weniger: Erdgas Strom oder das gesamte Wirtschaftswachstum. Einiges steigt aber gleichzeitig:
Preise Löhne globale Klimazerstörung Krieg und Inflation. Das Kursbuch beschäftigt sich
deshalb mit dem Phänomen der Knappheit. Jetzt wo es vielerorts knapp wird. Die Lage in diesem
Winter macht klar von wie vielen kontrollierbaren und nicht kontrollierbaren Parametern die
Versorgung mit knappen Gütern aber auch knappen Losungskonstellationen abhangig ist. Wie knapp
all das gebaut ist war bereits eine Erfahrung in der Pandemie die gezeigt hat wie vernetzt
eine komplexe Gesellschaft ist und wie stark es zu Rückkopplungen kommt. Dass kleine Storungen
an einer Stelle große Wirkungen an anderen entfalten - im Geflecht von Familie Arbeitsplatz
Wegstrecken und Gesundheitsversorgung - hat darauf aufmerksam gemacht wie knapp die
Spielraume auch (oder vielleicht gerade) in einer Uberflussgesellschaft kalkuliert sind. So
erklärt der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Werner Plumpe warum die Steuerungskapazitaten
oft nicht ausreichen das Wirtschaftsgeschehen zu kontrollieren. Mathias Frisch wiederum zeigt
warum manche Klimamessungen eher in die Irre führen und wie wir innerhalb der planetaren
Grenzen Klimapolitik betreiben können. Der Psychologe Marc Wittmann zeigt den Umgang des
Menschen wenn seine Zeit knapp wird. Feinste Essayistikkunst findet man auch bei Herausgeber
Armin Nassehi in seinem soziologischen Streifzug durch eine knapp kalkulierte Welt. Für die
Intermezzi wurden diesmal zwei Fragen gestellt: Wann ist es bei mir knapp geworden und worauf
könnte ich nie verzichten? In den acht kurzen Texten von Alice Bota Marie-Agnes
Strack-Zimmermann Alfred Hackensberger Reinhard K. Sprenger Olaf Unverzart (in Bildern)
Mariam Lau Jule Specht und Ariadne von Schirach kommt die Ambivalenz der Knappheit zum
Ausdruck vor allem aber die pluralen Perspektiven auf das Thema.