Die Essays dieses Kursbuchs variieren alle die Spannung zwischen Natur und kultureller
gesellschaftlicher Darstellungs¬praxis - und sto¬ßen alle darauf wie wenig trennscharf diese
Unterscheidung ist. Natur wird einmal idyllisiert ein anderes Mal dämonisiert. Eine große
Entweder-oder-Erzählung spannt sich auf. Es fängt an beim Essen. Was ist von Natur aus gutes
Essen? Der Gourmetkritiker Jürgen Dollase schaut hinter die Kulissen veganer Ernährungstrends
und der Naturküche. Roman Köster wiederum erläutert in seiner kleinen Naturgeschichte des Mülls
dass wir ihn nicht mehr loswerden und die Welt vermüllen - was nicht immer so war. Die
Philosophin Eva von Redecker spricht deshalb von notwendiger Regenerationsarbeit die wir mit
dem Stoffwechsel der Natur betreiben müssen. Eine besondere Perspektive ist die Abbildung von
natürlicher Sprache in den Algorithmen der digitalen Welt vor allem ihre Grenzen wenn etwa
Hass und Spott in den sozialen Medien nicht mehr herausgefiltert werden können. Überdies
beschäftigt sich Wendy S. Parker mit der Frage inwieweit digitale Simulationen das
Naturgeschehen abbilden oder gar voraussagen können. Armin Nassehi thematisiert in seinem Essay
das Paradoxe in der Naturbetrachtung - in fünf Naturszenen lässt er das Widersprüchliche
hervorquellen.Die Intermezzi zum Heftthema stammen diesmal von Jan-¬Niclas Gesenhues
Christiane Grefe Florian Heinen Sven Murmann und Maren Urner. Sie thematisieren die Grenzen
der Natur die politischen Bedingungen für den Naturschutz menschliche Emotionen Kindheit so¬
wie das Phanomen der Landschaft in dem sich die oben genannte Spannung besonders deutlich
zeigt. Und schließlich das inzwischen elfte »Islandtief«: Berit Glanz wid¬met sich diesmal der
islandischen Esskultur - zwischen Food Halls in denen unterschiedliche Fast¬Food¬-Angebote
unter einem Dach zu¬sammengeführt werden und einer New Nordic Cuisine. Schließlich lässt uns
der Fotograf Olaf Unverzart in seinen Resografien spüren welche unbändige Kraft die Natur
antreiben kann.