Auf das Projekt der Moderne die Inklusion der Gesamtbevölkerung in politische rechtliche
wirtschaftliche pädagogische und kulturelle Prozesse folgt das Projekt der Digitalisierung
die Transformation analoger in diskret abzählbare binär codierte statistische auswertbare
maschinell berechenbare Prozesse. Die einen hoffen dass das Projekt der Digitalisierung die
Voraussetzungen dafür schafft dass das Projekt der Moderne fortgeführt werden kann indem es
die Instrumente bereitstellt die den Zugang aller zu allen Bereichen der Gesellschaft
ermöglichen. Die anderen befürchten dass es das Projekt der Moderne auf perverse Weise beendet
indem die Teilnahme aller an Gesellschaft nicht mehr eine Frage der individuellen Entscheidung
sondern der kollektiven Erfassung ist. Die in diesem Buch vorgelegten Überlegungen können diese
Frage nicht entscheiden. Stattdessen stellen sie die Variable der Gesellschaft schärfer als es
in der Diskussion um Fragen der Digitalisierung gemeinhin geschieht. Die Automatisierung der
Industrie die politischen Möglichkeiten der Überwachung die massenmediale Bereitstellung von
Plattformen für Arbeit Konsum und Unterhaltung die wissenschaftliche Erforschung von Welt und
Gesellschaft durch die umfassende Verteilung von Sensoren in Stadt und Land Wasser und Luft
sind wichtige Teilaspekte einer technologischen Transformation durch elektronische und digitale
Medien die nur angemessen zu würdigen ist wenn man das Stichwort der Digitalisierung der
Gesellschaft in der Ambivalenz des Genitivs ernst nimmt. In der Formulierung von der
Digitalisierung der Gesellschaft steht die Gesellschaft sowohl im genitivus subiectivus als
aktives Subjekt der Digitalisierung wie auch im genitivus obiectivus als passives Objekt der
Digitalisierung. Um zu verstehen was der Gesellschaft passiv widerfährt indem sie sich aktiv
verändert muss man die Gesellschaft verstehen. Die Versuchung ist groß sich diese Diskussion
zu ersparen indem man stattdessen nur fragt was funktioniert und was nicht. Aber es steht
einiges auf dem Spiel. Deswegen ist die Diskussion notwendig. 4.0. Das Buch handelt von der
vierten Medienepoche der Menschheitsgeschichte der Epoche der elektronischen und digitalen
Medien. Drei frühere Epochen gingen ihr voraus 1.0 die Epoche der Mündlichkeit 2.0 der
Schriftlichkeit und 3.0. des Buchdrucks. Vor der Digitalisierung erlebte die menschliche
Gesellschaft die Abenteuer der Oralisierung Alphabetisierung und Literarisierung allesamt
nicht minder überfordernd. Nichts Geringeres als eine tiefgreifende Veränderung von Struktur
und Kultur der Gesellschaft viermal in Folge vermochte diese Herausforderungen zu bewältigen.