Mit der Publikation von Marco Wottge liegt für Karlsruhe eine umfassende Aufarbeitung der
Arisierung in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft vor wie es sie bislang nur für
wenige Städte gibt. Der Begriff bezeichnet die Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem
Wirtschafts- und Erwerbsleben sowie die Enteignung den Diebstahl und den Raub ihres
geschäftlichen und privaten Eigentums in ihrer ganzen Vielschichtigkeit.Beschrieben werden
ebenso Ablauf und Umfang dieser Maßnahmen wie die Akteure und die Profiteure. Es begann mit der
Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem öffentlichen Dienst und aus den freien Berufen im
Gesundheits- und im Rechtspflegesektor und setzte sich mit ihrer Verdrängung aus der Wirtschaft
fort. Die Arisierung gipfelte in der Übernahme oder zwangsweisen Schließung jüdischer
Unternehmen sowie der Aneignung der Grundstücke und Häuser von Jüdinnen und Juden.
Auswanderungswillige beziehungsweise aus Deutschland Vertriebene wurden zuvor durch Abgaben und
Steuern ausgeplündert und schließlich wurde das Hab und Gut derjenigen die deportiert wurden
zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen.In Karlsruhe betrieb die nationalsozialistisch
bestimmte Stadtverwaltung bereits vor 1937 eine im Vergleich zum Reich deutlich schärfere
antisemitische Wirtschaftspolitik. Sie riskierte dabei Konflikte mit den übergeordneten
Behörden. Bei der Umsetzung der Arisierung zeigen sich Unterschiede die die Untersuchung für
Karlsruhe detailreich belegt.