Nach dem Ende der Monarchie 1918 gehörte der Karlsruher Sozialdemokrat Ludwig Marum zu den
bedeutendsten Politikern Badens. Dort wirkte er in einflussreicher Position und leistete einen
wesentlichen Beitrag zur Stärkung der ersten deutschen Republik. Von 1928 bis 1933 arbeitete er
als Abgeordneter im Deutschen Reichstag wo er sich als Rechtsexperte profilierte. In der
Biographie des Politikers jüdischer Herkunft spiegeln sich sowohl die Erfolge der jüdischen
Emanzipation als auch die Fortdauer antisemitischer Anfeindungen die seine politische Laufbahn
belasteten. In der Weimarer Republik pflegte der Bildungsbürger und Jurist Marum zahlreiche
Kontakte zu den führenden kulturellen Kreisen Badens die in diesem Buch ebenso wie die
politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen seiner eindrucksvollen Karriere eine
breite Darstellung erfahren. Die vorliegende Dissertation von Pascal Andresen beschäftigt sich
mit der Frage wie sich in den folgenden Jahrzehnten die Gemeinden der religiösen Minderheiten
- der Reformierten der Katholiken und der Juden - konstituierten und wie sie ihre Interessen
mit der Herrschaft mit der Mehrheits- und Landeskonfession der Lutheraner sowie mit den
anderen Gemeinden aushandelten. Auch die Konflikte innerhalb der Gemeinden werden thematisiert.
Außerdem geht der Autor der Frage nach inwieweit den einzelnen Minderheiten das Recht der
Religionsausübung zugestanden wurde und wo es hier Unterschiede in der Behandlung der Gemeinden
durch die Herrschaft gab.