Fundamentalismus ist ein Begriff in öffentlichen Debatten der auch in der Umgangssprache
eingewurzelt ist. Seine Anwendungsweisen scheinen einfach und klar sind tatsächlich aber
höchst uneindeutig. Schon umgangssprachlich hat der Begriff metaphorische Ränder und kann
zugleich formalistisch für alles Verbohrt-Prinzipalistische gebraucht werden ohne eine
bestimmte religiöse politische oder sonstige Auswahl zu begünstigen. Eine wissenschaftliche
Sortierung dieser Diskurslage kann nützlich sein sofern sie selbst keinem
wissenschaftsfundamentalistischen Erklärungsanspruch aufsitzt. Die Zuschreibung
fundamentalistisch zu sein wird gegenwärtig kaum jemand auf sich selbst anwenden. Denn sie
geht mit einem Exklusivismus einher der die Unterkomplexität einer Religion eines Denkens
eines Weltumgangs herausstellt. Fundamentalistisch sind so gesehen immer die anderen. Es ist zu
fragen ob ein Begriff wie Fundamentalismus der wissenschaftlichen Terminologie erhalten
bleiben kann oder ganz auf ihre Gegenstandsseite fallen muss. Die wissenschaftliche
Verständigung über die Übertragungsgeschichte und die heutigen Zuschreibungen des Fundamentalen
als des Fundamentalistischen muss jedenfalls die genannten inklusiven und exklusiven Funktionen
beschreiben ohne dabei selbst wissenschaftsfundamentalistische Erklärungsansprüche zu erheben.
Diese Aufgabe zu der der vorliegende Band aus protestantischer Perspektive einen Beitrag
leisten will ist angesichts der wertungsintensiven gesellschaftlichen und kulturellen Felder
auf denen Fundamentalismus zugeschrieben wird alles andere als einfach.