Jede fiktionale Gestaltung nach einer wahren Vorlage bringt das Leben dahinter fast zum
Verschwinden. So auch im Fall der Elisabeth von Ardenne die wir als Effi Briest in Fontanes
gleichnamigem Roman oder Klotilde in Friedrich Spielhagens Zum Zeitvertreib zu kennen meinen.
Ihr Leben umfasste beinahe ein ganzes Jahrhundert (1853-1952) während ihr Alter Ego bei
Fontane in jungen Jahren sterben muss - wohl zur Strafe für den begangenen Ehebruch. Im echten
Leben resultierten daraus der Duell-Tod ihres Liebhabers Emil Hartwich (1843-1886) die
kurzzeitige Inhaftierung des Ehemanns Armand von Ardenne (1848-1919) und die darauf folgende
langjährige Trennung von den eigenen Kindern. Von Ardenne hat in hohem Alter autobiografische
Niederschriften verfasst die hiermit erstmals in Gänze veröffentlicht werden. Sie blenden das
Skandalon ihres Lebens nahezu vollständig aus und sind stellenweise fragmentarisch. Und
trotzdem: Mit Kunstfertigkeit Gespür für Humorvolles und manchmal überraschender Direktheit
fügt von Ardenne Szenen ihres Lebens zu einer impressionistischen Collage zusammen. Ergänzt
wird diese Ausgabe durch zahlreiches Bildmaterial historische Quellen zum Duelltod Emil
Hartwichs und ebenfalls erstmalig edierte Briefe des württembergischen Theologen Christoph
Blumhardt an Elisabeth von Ardenne mit dem sie nach dem Bruch mit der eigenen Familie in engem
Austausch stand.