Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu Quantensprüngen in der Waffentechnik und
einer dramatischen Steigerung der Kampfkraft des westlichen Militärs. Kämpften die Heere bei
Waterloo 1815 noch mit Steinschlossmusketen und Vorderladerkanonen so standen sich hundert
Jahre später im Ersten Weltkrieg Massenarmeen mit weitreichenden Mehrladegewehren
Maschinengewehren und Schnellfeuergeschützen gegenüber. Dieser waffentechnologische Fortschritt
wird gleichzeitig dafür verantwortlich gemacht dass europäische Kolonialreiche in Afrika und
Asien ihren Zenit erreichten. Abgesehen von den Kolonialkonflikten gilt das 19. Jahrhundert
zwischen Waterloo und dem Ersten Weltkrieg jedoch als eine friedliche Epoche zeitlich und
räumlich begrenzter Konflikte. Das vorliegende Buch möchte die militärischen Entwicklungen in
der westlichen Welt im 19. Jahrhundert darlegen und bestehende Deutungsmuster hinterfragen. Es
zeigt sich dass die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich konfliktreicher gewesen ist
als vielfach dargestellt sowohl in Europa als auch auf den amerikanischen Kontinenten wo
neue Staaten westlicher Prägung entstanden die lange Kriege miteinander ausfochten. Der Band
hinterfragt auch die Rolle moderner Waffentechnik für die Eroberung westlicher Kolonialimperien
und verdeutlicht dass Verbesserungen in der Logistik und Kommunikation eine vielleicht noch
größere Bedeutung besaßen. Auch die gängige Darstellung des Ersten Weltkrieges wird durch den
Vergleich mit anderen zeitgenössischen westlichen Konflikten wie der Mexikanischen Revolution
den Balkankriegen oder dem Russischen Bürgerkrieg in ein neues Licht gerückt. "Westliche
Kriegsführung 1775-1923" ist eine kompakte und komplexe Darstellung einer Zeit voller Konflikte
und militärischer Innovationen die ein neues Licht auf viele Entwicklungen wirft.