Maximilian Joseph Heinrich Horten (1874 - 1945) Bibliotheksrat Professor für orientalische
Sprachen und bedeutender deutscher Orientalist versuchte sich an einer grundlegenden
systematischen Aufarbeitung der arabischen Philosophie und Theologie und hat mehrere der
wichtigsten Texte arabischer Philosophie ins Deutsche übersetzt. In der hier vorliegenden
Schrift untersucht Horten die religiösen Vorstellungen des Volkes im Islam zum Unterschied und
als Ergänzung zur Gedankenwelt der Gebildeten und kommt zu dem Schluss: Die Gedankenwelt des
Volkes verhält sich zu der der Gebildeten psychologisch wie das Anschauungsbild (die sinnliche
bildliche Vorstellung) zu dem Begriffe. Damit ist der große Unterschied der Bildungsschichten
des Orientes gegeben. Die naive Vorstellung des Volkes von Welt und Menschenleben ist ein
Naturprodukt wie eine wildwachsende Pflanze unveredelt ungezügelt. Sie stellt die
Vorkulturstufe dar. Über sie lagert sich die Kulturstufe die auf den Hellenismus zurückgeht.
Sie bedeutet eine feinere Geisteskultur die aus dem rohen Anschauungsmaterial der Naturkinder
klare und scharfe Begriffe bildet das wuchernde Rankenwerk der Phantasie beschneidend und die
Pflanze selbst veredelnd. Beide Schichten sind also so aufeinander gelagert dass die
Vorkulturstufe das Material bildet aus dem die feinere hellenisierende Gedankenwelt der
Gebildeten ihre Begriffe schöpft. (Einleitung) Nachdruck der Originalausgabe aus dem Jahr 1917.