Das mondäne Warschau war in der Zwischenkriegszeit nicht nur das »Paris des Ostens« sondern
zugleich die Heimat der größten jüdischen Gemeinschaft in Europa. Es ist diese noch friedliche
quirlige polnisch-jiddische Welt in der Nachbarschaft seiner Nowolipie-Straße die Józef Hen
wachruft beschreibt und so bewahrt: Das Stadtviertel Muranów die Mädchen im Weichselstrandbad
Makabi die den Ragtime oder Continental singen die Kinos der Pariser Schick den die
Schneider verheißen die Zänkereien und Skandälchen die von ihm verschlungenen Bücher. Das
Warschau das Józef Hen als Kind staunend aufsog gibt es nicht mehr. Er erlebte noch die
Bombardierung der Stadt im September 1939 und den Einzug der deutschen Truppen im Oktober ehe
er floh. Damit endet sein Buch. Im April 1943 verschwand dann inmitten der Stadt was die
deutschen Besatzer zum Ghetto gemacht hatten nach langem entschlossenem Widerstand seiner
jüdischen Verteidiger. Sie zeigten der Welt wie Todesmut der Aussichtslosigkeit und Übermacht
trotzt. Auch von der Nowolipie-Straße blieb nichts als eine schwelende Trümmerlandschaft - und
die Erinnerungen. Józef Hens Nowolipie ist ein großes Zeugnis nicht nur jüdischen Lebens -
und ein Gedächtnisbuch für Juden die ihre Verfolgung nicht überlebten darunter die Seinen:
sein Vater sein Bruder seine Schwester.