Was bleibt wenn aus Radikalität Geschichte wird? Hundert Jahre liegt der Geburtstag von
Franco Basaglia zurück. Der Psychiater aus Norditalien war dort und später weltweit Wortführer
einer revolutionär kritischen Bewegung die nichts weniger als die Überwindung der Anstalten
forderte. Wo stehen wir jetzt und was ist von Basaglia geblieben? Viele Gedanken und Ansätze
die die europäischen Reformbewegungen der 1968er hervorbrachten sind heute entweder im
täglichen Arbeitsleben eingehegt worden oder aber vergessen. Ein Mensch der so prägend für
unser Verständnis von sozialem Miteinander und Teilhabe war verdient nun mehr als ein bloßes
Auftauchen aus den Wogen der Geschichte. Basaglias Erbe steht für den Dreiklang aus Praxis
kritischer Theoriebildung und Utopie: Dies ist der Kern jeder Kreativität und Erneuerung. In
den gesammelten Worten sowohl seinen eigenen als auch der nachfolgenden Generation zieht eine
vielstimmige und multidisziplinäre Gruppe von Autorinnen und Autoren aus Italien und
Deutschland ein Zwischenfazit: Haben sich die Konflikte der Vergangenheit wirklich aufgelöst
oder nur ihre Form geändert? Wie positionieren sich die psychiatrischen Dienste (oder wir uns)
in einer sich wandelnden Gesellschaft und stehen wir wieder am Anfang der Erneuerung der
Psychiatrie?