Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Freunde Aktueller Kunst e.V. Zwickau vom 16. September
bis 15. Dezember 2022. Mit einem Vorwort von Klaus Fischer und einem Interview von Ulrike
Pennewitz. Robert Seidels Katalog Yellowcake ist ein überaus interessantes Beispiel für die
aktuelle Diskussion über KI und Kunst. Denn in seinen opulenten Bildwelten greift der 1977
geborene Künstler visuelle Erzählstrukturen der Kunstgeschichte auf - wie man sie unter anderem
aus der Landschaftsmalerei kennt und übersetzt diese mithilfe von Maschinellem Lernen formal in
abstrakte Kompositionen. Tonfrequenzen können Bilder erzeugen und aus Farben entstehen Töne ...
ür die titelgebende Arbeit setzte Seidel sich dazu dezidiert mit dem Uran-Abbau im Erzgebirge
zwischen 1946 und 1990 auseinander den Langzeitfolgen für Mensch und Ökosystem sowie den
damit verbundenen politischen Implikationen. Künstlerisch suchte er für dieses vielschichtige
Narrativ nach einem zeitgemäßen ästhetischen Äquivalent (Fischer) um auf die damit verbundenen
Fragen zu reagieren. Ein Äquivalent das sich nicht darauf beschränkt figuratives Abbild zu
sein sondern als eine Art filmisches Tableau fungiert das einen emotional-sinnlichen Zugang
bietet und das so paradox es auch klingen mag mit nüchterner wissenschaftlicher Präzision
erzeugt wurde. Seidels spekulative Landschaften (wie es im Interview heißt) evozieren
Assoziationen an die befremdlich-menschenleeren Radierungen des späten Hercules Segers. Auch
Anklänge an die assoziativen Abstraktionen von Cy Twombly und Hilma Af Klint sind zu spüren.
... es ist alles offen fragmentarisch skalierbar und erweiterbar. Doch formale Beschränkungen
die für die Genannten galten scheinen in Seidels Werk so gut wie nicht zu existieren. Denn
hier macht es keinen Unterschied ob seine digitalen Arbeiten Teil einer 100 Meter großen
Projektion oder auf die Größe eines Smartphone-Bildschirms zusammengeschnurrt sind.
Skalierbarkeit ist bereits als intrinsisches Merkmal angelegt. Mit Yellowcake lotet Robert
Seidel auf kluge Weise die Konsequenzen des Maschinellen Lernens aus und beleuchtet im
Interview mit Ulrike Pennewitz die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen
Herausforderungen sowie die künstlerischen Strategien dazu.