Literatur ist so digital wie die Gesellschaft in der sie stattfindet. Heute sind Rezeption und
Literaturproduktion weitestgehend von digitaler Technik bestimmt. Und doch lassen sich
Unterschiede ausmachen inwieweit die unter den Bedingungen einer digital bestimmten Lebenswelt
produzierte Literatur auch diese Bedingtheit reflektiert. Im Gegenwartsroman in dem
Digitalität vor allem auf Beschreibungsebene Eingang findet werden die Parameter klassischer
literarischer Form selten angetastet. Weiter gehen Experimente in sozialen Medien in denen die
Tools der Plattformen neue Schreibweisen hervorbringen. Und wieder Bedeutung gewonnen hat jene
Tradition die man genuin digitale Literatur nennen kann und die nicht nur nebenbei und
instrumentell digitale Technik verwendet sondern ihre Werke ganz wesentlich durch Computer
Algorithmen oder neuronale Netze produziert. Der Sonderband schreibt die erste Bestandsaufnahme
digitaler Literatur in TEXT+KRITIK aus dem Jahr 2001 fort und hebt die Differenzen und
Kontinuitäten hervor die sich in diesem Feld seitdem ergeben haben. Als Diskussion des State
of the Art in technischer wie literarischer Hinsicht ist er eine Momentaufnahme einer im
Umbruch befindlichen Literatur.