Der Roman ist tot verkündete der US-amerikanische Schriftsteller Tom Wolfe zu Beginn der 70er
Jahre - es war der Beginn eines neuen Zeitalters: das des New Journalism.Wolfe bezeichnete mit
diesem Begriff Schreibweisen zwischen Literatur und Journalismus die zunächst in Kolumnen oder
Reportagen zunehmend aber auch in neuen Romantypen wie der 'Nonfiction Novel' zu finden waren.
Auch im deutschsprachigen Bereich gab es zur selben Zeit vermehrt produktive Wechselbeziehungen
zwischen Journalismus und Gegenwartsliteratur bei denen mit Beobachterpositionen
Reporterfiguren literarischen Erzählverfahren Techniken der Verfremdung oder
Fiktionalisierung experimentiert wurde. Der TEXT+KRITIK-Sonderband nimmt Spielarten dieses
deutschsprachigen New Journalism seit den 1970er Jahren in den Blick. Neben einzelnen Autoren
und Werken von Jorg Fauser bis Stefanie Sargnagel werden auch Publikationsmedien privilegierte
Gattungen sowie Vermarktungsformen der Journalliteratur untersucht. Darüber hinaus enthalt der
Band einen poetologischen Text zum Verhältnis von Literatur und Journalismus von Moritz von
Uslar sowie ein Interview über die Geschichte des deutschsprachigen New Journalism mit Diedrich
Diederichsen.