Zahllose ost- und mitteleuropäische Filmmacher aller Gewerke haben im 20. Jahrhundert in
Westeuropa gearbeitet. Sie kamen nach politischen Umbrüchen aber auch zur Verbesserung ihrer
professionellen Chancen. Das XVIII. cinefest widmet sich ihren zum Teil nur wenig erforschten
Laufbahnen und den von ihnen geschaffenen Filmwerken.Beispielhaft für die unterschiedlichen
Schicksale sind die Lettin Marija Leiko (1887-1938) und ihr Lebensgefährte Janis Guter
(1882-1962). Leiko kam aus Riga nach Deutschland wo sie als Schauspielerin in Theater und
Stummfilm Karriere machte. Mit Beginn des Tonfilms kehrte sie nach Riga zurück und wurde 1938
als Trotzkistin erschossen. Guter gab 1917 sein Debut als Filmregisseur in Berlin inszenierte
im Weimarer Kino zahlreiche Filme und beendete seine Karriere mit einer Serie von
Propaganda-Kurzfilmen in Nazi-Deutschland. Er starb 1962 in der DDR. Der russische
Buhnenbildner und Filmarchitekt Andrej Andrejev (1887-1967) stattete nach 1917 in Berlin
London und Paris über 100 wichtige Filme u. a. Die 3-Groschen-Oper aus. Nach 1945 arbeitete er
in England und der BRD. Aus der Tschechoslowakei kamen nach 1945 der Produzent Milos Havel
sowie der Autor und Regisseur Frantisek Cáp die 1955 56 in München gemeinsam Hilfe - sie liebt
mich herstellten. Die DEFA-Stiftung arbeitet derzeit das Werk Slatan Dudows (1903-1963) auf
dessen Filme auch beim cinefest einen Schwerpunkt bilden. Der Katalog zum cinefest dokumentiert
mit Kritiken Materialien und Hintergrundtexten mehr als 25 Produktionen an denen
osteuropäische Filmschaffende beteiligt waren.