Elio Petri (1929-1982) zählte zu Lebzeiten in Italien zu den wichtigsten Vertretern des
politischen Kinos. Auch außerhalb seines Heimatlands stießen seine Filme auf enorme Resonanz
insbesondere Indagine su un cittadino al di sopra di ogni sospetto (1970) und La classe operaia
va in paradiso (1971). Anfangs noch einhellig als Speerspitze einer italienischen 'Neuen Welle'
gefeiert wurde er im Zuge zivilgesellschaftlicher Politisierung zum Gegenstand kontroverser
Diskussionen - zu unkritisch bediene er sich der spektakulären Erzählformen des
Unterhaltungskinos. Mit seinen heterogenen Stilweisen entwickelt Petri ein zeitkritisches Kino
das dem Originalitätsgedanken des Kunstkinos eine Absage erteilt - stets im Versuch auf sich
wandelnde historische Umstände zu reagieren: Ansätze aus dem Autorenfilm der bildenden Kunst
und dem Theater kommen hierbei ebenso in Betracht wie populäre Genres um die Zuschauer zur
Erkenntnis ihrer Situation in einem repressiven Gesellschaftssystem anzuleiten. Als erste
deutschsprachige Monografie vollzieht das Buch die Genese von Petris Werk umfassend nach.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem Zusammenhang von Ästhetik und Politik. Es interessieren
mithin nicht nur die Interpretationen der politischen Verhältnisse die Petris Filme anbieten:
Ebenso im Vordergrund steht die Frage wie diese ästhetisch organisiert sind.