Arthur Schopenhauer ist für uns der Denker des Pessimismus. Doch die Lehre von Schopenhauer
umfasst ein Vielfaches mehr. Hat die Welt vergessen was sie von Schopenhauer über das »Leiden«
und über den »Schmerz« - das Thema das für Schopenhauers Denken wichtig und entscheidend war -
gelernt haben müsste? Warum sind die Ansätze und die tiefen Gedanken Schopenhauers bislang
nicht auf fruchtbareren Boden gefallen? Warum wurde nicht entwickelt und zu Ende gebracht was
bei Schopenhauer manchmal zum Greifen nahe war und wo in anderen Fällen die Zeit noch nicht
reif war? Der Begriff »Leiden« kommt aus dem althochdeutschen »irlidan« = »ergehen erfahren«
und vertritt die Sicht des passiv Erduldenden des Erleidenden: das »Ertragen von Schmerzen«.
Ganz in diesem Sinne benutzt denn auch Schopenhauer den Terminus »Leiden« stets als das
substantivierte Verbum »leiden« in seiner alten Bedeutung »Ertragen von Schmerzen« ... an
Leiden ist also ohne Schmerz nicht einmal zu denken. Die folgende Abhandlung will die
»Leiderfahrung« in Schopenhauers Begriffe »Leiden« und »Schmerz« untersuchen werten und
gegebenenfalls weiterführen um zu zeigen welche Bedeutung gerade die Leiderfahrung für den
Aufbau eines Bildes der Welt besitzt und wie es dieses Weltbild zu modifizieren gilt.