Viviana Scarinci spürt einem Autoren-Phänotyp nach dessen Authentizität nicht in einer
amtlichen sondern in seiner literarischen und schriftstellerischen Identität begründet ist.
Als 1992 in Italien der Debütroman L'amore molesto von Elena Ferrante erscheint lassen weder
erste Rezensionen noch frühe Interviews erahnen welche Dimension das später international
umjubelte literarische Phänomen erreichen wird. Über zwanzig Jahre beleuchtet eine anonyme
Schriftstellerin mit dem Pseudonym Elena Ferrante weithin verborgene Aspekte weiblicher
Schicksale. In der Tetralogie L'amica geniale führt sie diese in Stadtteilrealitäten und
nationaler Geschichte vor Augen spürt ihnen nach von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.
Es ist eine Gesellschaftsgenese die Ferrante entlang ihrer Frauenfiguren aufzeigt. Ein
mächtiges und konfliktträchtiges gesellschaftliches Fresko dessen Schöpferin Teil des
Kunstwerks ist.