Die Alemannen geben ihm den Namen Graf Egino und sein Bruder Rudolf eine Burg und Kaiser
Friedrich Barbarossa - so sagt man später - das Marktrecht. Ein Jahrhundert nachdem Reutlingen
im Schutz der Achalm in ersten Dokumenten auftaucht entwickelt sich die Stadt zum treuen
Bündnispartner der Staufer. Mit trutzigen Mauern und wackeren Söldnern lehren die Reutlinger am
Anstieg zur Schwäbischen Alb Württembergs Grafen Eberhard II. zeitweise durchaus das Fürchten.
Letztlich müssen sie und der ganze Schwäbische Städtebund sich geschlagen geben. Im 16.
Jahrhundert wird Reutlingen ein regionales Zentrum der Reformation und der neuen
evangelisch-lutherischen Konfession. Dass die Stadt 1802 unter Napoleon gegen ihren Willen ins
Herzogtum später Königreich Württemberg einverleibt wird nehmen die Bürger der neuen
Obrigkeit nachhaltig übel. Bei der bürgerlichen Revolution von 1848 sind sie ganz vorne mit
dabei. Als die Bahn 1859 Reutlingen erreicht nimmt auch die Industrialisierung richtig Fahrt
auf - ein Pfund von dem die Stadt bis heute zehrt. Im 20. Jahrhundert prägt zunächst der
protestantisch geprägte Konservatismus und Liberalismus die Stadtgesellschaft. 1933 greifen
aber auch hier die Nationalsozialisten nach der Macht. Behörden Verbände Gewerkschaften
werden gleichgeschaltet Andersdenkende eingesperrt Juden und Sinti verfolgt. Zwangsarbeiter
produzieren Teile für Hitlers Wunderwaffen. Ein Viertel der Stadt geht in vier schweren
Luftangriffen in Flammen auf. Oskar Kalbfell kümmert sich nach dem Zweiten Weltkrieg
jahrzehntelang um den Wiederaufbau und eine neue demokratische Ordnung. Reutlingen wird Große
Kreisstadt und schließlich die neunte Großstadt im Ländle. Am Rand aber doch als Teil der
Metropolregion Stuttgart ist Reutlingen heute Bildungszentrum Industriestandort und begehrte
Wohn- und Einkaufsstadt. Diese Chronik erzählt Reutlingens bewegte Geschichte - festgemacht an
wegweisenden Ereignissen und mit vielen Bilddokumenten und aktuellen Fotos.