In einer Krisenzeit der niederländischen Republik entwarf BARUCH DE SPINOZA (1632-1677) eine
radikal neuartige politische Theorie die absolute staatliche Souveränität mit größtmöglicher
individueller Freiheit verband. Aus der jüdischen Gemeinde exkommuniziert und von der
calvinistischen Orthodoxie verfolgt musste er zwangsläufig zu einer realistischen Sicht der
Machtverhältnisse gelangen er zeigte dass Recht nicht als moralisches Ideal sondern als
reale Wirkkraft verstanden werden muss. So ist auch die Demokratie für Spinoza nicht einfach
nur eine schöne Idee sie ist die Regierungsform die sich durchsetzen soll und muss weil sie
wie keine andere zugleich die Freiheit wie auch die Sicherheit der Individuen verbürgt.
ÉTIENNE BALIBAR situiert Spinozas Philosophie vor dem Hintergrund der politischen Kämpfe seiner
Zeit die in ihrer Konfrontation von populistisch dirigiertem ¿Volk¿ und liberaler ¿Elite¿
deutlich an die heutigen gesellschaftlichen Spaltungen erinnern. Anhand der drei Hauptwerke -
des 'Theologisch-politischen Traktats' des 'Politischen Traktats' und der 'Ethik' - gibt er
eine präzise Einführung in ein Denken das unter dem Druck der Verhältnisse gezwungen war
'sich noch ¿politischer¿ zu zeigen als die ¿Politiker¿ selbst'. Was dieses Buch aber vor allem
auszeichnet ist die Verve mit der es das transformative Potential von Spinozas
Gesellschaftsentwurf offenlegt: eine Konzeption kollektiver Emanzipation durch freie
Kommunikation.