Die Schriftstellerin und renommierte Biografin Eva Weissweiler hat in diesem Buch eine Auswahl
an Texten zusammengestellt die Luise Straus- Ernst selbst als 'pointierte kurze Geschichten'
bezeichnet hat. Es sind subtile Momentaufnahmen Vignetten und Impressionen die zum größten
Teil im Paris der dreißiger Jahre angesiedelt sind und ein ganz eigenes literarisches Genre
bilden. Sie beschreiben detailliert und poetisch verschiedene Szenerien und Charaktere. Luise
Straus-Ernst erweist sich als feine empathische Beobachterin. Sie führt uns in die Welt der
naiven Kunst die man unter anderem auf dem großen Pariser Flohmarkt Marché aux puces erwerben
konnte zu den Pariser Jahrmärkten wo eine ähnliche Ausgelassenheit herrschte wie beim Kölner
Karneval den Luise Straus-Ernst sehr liebte. Mit ihrem Briefträger bummelt sie durch die
Markt- und Einkaufsstraße Rue Mouffetard eine der ältesten Straßen von Paris. Bei einem Pinard
an der Bar plaudern sie nicht etwa über das 'Wetter' 'Politik' oder 'Sport' 'sondern mit der
größten Selbstverständlichkeit über Gotik Antike und prähistorische Kunstdenkmäler in
Frankreich'. In einem fiktiven Monolog versetzt sie sich in den jüdischen Komiker Operetten-
und Schlagersänger Siegfried Arno (1895-1975) der 1933 aus dem nationalsozialistischen
Deutschen Reich emigriert war. Sie setzt sich mit verschiedenen Themen auseinander - mit dem
Thema Mode aber auch mit Themen wie Erinnerung und Heimweh und mit der Tatsache dass Paris
die Stadt der Liebe und des Exils in den 1930er Jahren auch die Stadt der Selbstmorde war.
Ihre eigene Biografie fließt immer wieder in die Texte mit ein: die Trennung von ihrem Sohn
Jimmy ihre Liebhaber das Kriegsgeschehen. In dem Text ¿Außerhalb der Zeit¿ beschreibt sie
eindrücklich wie es ihr zwischen dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bis zu ihrer Internierung
als 'feindliche Ausländerin' im Lager Gurs erging.