Als historischer Tatbestand gilt heute nicht nur dass Ethnologie und Anthropologie im Schatten
des Kolonialismus - dieser »Hauptsünde des Westens« (Claude Lévi-Strauss) - entstanden sind und
sich entwickelt haben sondern diese Erkenntnis trifft ebenso für die Psychoanalyse zu: Auch
auf ihrem Feld existiert eine dichotome koloniale Ideologie die eine unterstellte »primitive
Wildheit« der angenommenen »modernen Zivilisation« gegenüberstellt. Sie hat damit an der
Errichtung des Mythos der Moderne mitgewirkt.In diesem Heft empfangen die Psychoanalytiker
»ihre eigene Botschaft in umgekehrter Form« (Jacques Lacan) und zwar von dem beninischen Arzt
und Psychiater Gualbert René Ahyi zu dessen Lebenswerk hier eine Tür aufgestoßen wird.Die
Konturen aller drei Disziplinen - Ethnologie Anthropologie und Psychoanalyse - treten
gleichzeitig und darüber hinaus eingerahmt von der kolonialen Ideologie hervor. Die Forderung
an Ethnologie und Anthropologie muss also ebenso für die Psychoanalyse gelten nämlich sich
ihrer Rolle im Rahmen der kolonialistischen Ideologie bewusst zu werden.