Die Versuchungen des heiligen Antonius wurden seit dem Mittelalter gerne als Leseszene
visualisiert. In zahlreichen Buchmalereien Grafiken und Gemälden wird Antonius als versunkener
gestörter oder geschändeter Leser dargestellt der von boshaften Dämonen belagert oder bedrängt
wird. In diesem Zusammenhang taucht um 1500 das rätselhafte Motiv lesender Dämonen auf. Vor
allem in der Malerei von Bernardo Parentino Hieronymus Bosch und seinen Epigonen erblicken wir
dämonische Wesen welche die Lektüre des Heiligen auf diabolische Weise imitieren parodieren
pervertieren.Ausgehend von diesem Bildmotiv fragt Jakob Moser nach dem Verhältnis von
Versuchung und Schrift. Obwohl es sich bei den lesenden Dämonen zumeist um Randfiguren handelt
werfen sie weitgehende Fragen auf die eine theozentrische Hermeneutik erschüttern: Was lesen
Dämonen? Warum werden sie von den Heiligen Schriften die sie eigentlich fürchten und fliehen
müssten angezogen? Wie deuten sie das Wort Gottes? Lassen sich teuflische und göttliche
Lesarten unterscheiden? Repräsentieren die Dämonen äußere Störfaktoren die uns vom wahren Sinn
ablenken oder verkörpern sie ein subversives Potenzial das im Inneren des biblischen
Schriftsinns selbst schlummert? Das Buch lotet letztere Möglichkeit anhand der hagiografischen
ikonografischen und dämonologischen Tradition die bis in die Moderne reicht aus.