Wir Menschen begreifen uns als einzigartige Individuen mit speziellem Charakter und
persönlichen Merkmalen. Wir leben in einer Gesellschaft in der gesteigerte Individualität als
Erfolgsrezept gilt. Doch wir leben schon immer mit vielen anderen Mikroorganismen in
wechselseitiger Abhängigkeit zusammen. In und auf unserem Körper finden sich nicht nur
unzählige Spezies vielmehr sind wir von zahlreichen Bakterien Viren und Pilzen so stark
besiedelt dass andere Lebewesen mit eigenen Genen mehrere Kilogramm unseres Körpergewichts
ausmachen. Das dieser Publikation zugrundeliegende Ausstellungskonzept basiert unter anderem
auf der Radikalen Endosymbiontentheorie der US-amerikanischen Biologin Lynn Margulis. Diese
betont: durch Symbiose entwickelten sich alle Lebewesen aus denselben Mikroorganismen und leben
bis heute in enger Symbiose zusammen. Sind wir in uns also komplexe Ökosysteme wie
Korallenriffe? Die abgebildeten in einem Dialog mit verschiedenen (Natur-)Wissenschaften
entstandenen Werke gehen dabei Fragen nach dem sich aktuell wandelnden Selbstverständnis des
Menschen im Post-Anthropozän humorvoll und kritisch nach. Dabei werden naturwissenschaftliche
kulturwissenschaftliche und medizinische Aspekte nicht zuletzt mit soziologischen und
politischen Fragestellungen unseres Zusammenlebens in den künstlerischen Arbeiten verknüpft.
Wenn wir Menschen als Symbionten nur in wechselseitiger Abhängigkeit mit anderen Spezies
überlebensfähig sind müssten wir dann nicht auch unser Selbst- und Weltbild grundlegend
überdenken? Mit künstlerischen Beiträgen von Arjan Brentjes Imayna Caceres Alicia Frankovich
Dominique Koch Pei-Ying Lin Theresa Schubert Saa Späal und Emma Wilson