Männliche Aktdarstellungen waren stets Ausdruck von Stärke Schönheit und Begehren. Heute wird
der nackte männlich gelesene Körper oft auch als Sinnbild für homosexuelles Verlangen
verstanden und unterliegt innerhalb der Community einer ähnlichen Objektifizierung wie der
heterosexuelle weibliche Körper - dem gesellschaftlichen Narrativ von Diversität und
Body-Positivity zum Trotz. Umso mehr stellt sich daher die Frage: Welcher Körper ist
darstellenswert welche Pose erregt Begierde - und für wen? Die ununterbrochene sich endlos
wiederholende Bildproduktion der wir tagtäglich ausgesetzt sind hat längst zu einer
Normierung des maskulinen Körperbildes geführt. Das Ideal einer schlanken muskulösen und
kantigen Erscheinung jedoch funktioniert nur für wenige Menschen als Identifikation. In seiner
Arbeit The Beauty and the Boys präsentiert Martin de Crignis eigene Aufnahmen des männlichen
entkleideten Körpers im Kontext historischer Aktdarstellungen. Dabei konterkariert er die
Archivfotos durch seine eigene Bildsprache die die Ästhetik einer Home Story nachahmt in der
sich die Porträtierten im häuslichen Umfeld in scheinbarer Offenheit präsentieren wobei die
inszenierten Posen sowohl dem Genre als auch dem maskulinen Körperideal widersprechen. Durch
die besondere Kombinatorik und widersprüchliche Ästhetik der Bildtafeln berührt de Crignis mit
seinem außergewöhnlichen Künstlerbuch auf subtile Weise Fragen nach Körperkult Natürlichkeit
und Maskulinität.